Ausstellung des Fortepan Archivs in der Nationalgalerie

In Budapest werden in der Ungarischen Nationalgalerie auf dem Budaer Burgberg mehr als 350 Bilder des digitalen Fotoarchivs Fortepan, einer 1980 begonnenen Sammlung von Amateurfotos, gezeigt.

Museumsdirektor László Baán sagte bei der Eröffnung der Ausstellung Mitte April 2019, dass die Ausstellung 100 Jahre Geschichte aus Sicht des Durchschnittsmenschen erzählt.

Der Leitfaden der Sammlung entspricht nicht der Norm und stellt Geschichten nicht in historisch chronologischer Form vor, sondern zeigt die Stationen des Lebens einzelner Personen von der Kindheit bis ins hohe Alter. Die bereits seit fast 10 Jahren bestehende Fortepan-Sammlung ist aus zwei Gründen wichtig: sie spiegelt Gemeinschaftlichkeit und Freiheit wider – betonte István Virágvölgyi, Kurator der Ausstellung.

Die Bilder stammen aus privaten Archiven und Fotoalben, Fortepan präsentiert sie den Besucher zur Ehren dieser einfachen Menschen – fügte Virágvölgyi ergänzend hinzu.

Das Besondere an diesen privaten Fotografien ist, dass sie eine Intimität offenbaren, die man auf keinem professionellen Bild wiederfindet. Die Distanz zwischen dem Fotografen und seinem Objekt ist durch die private, familiäre Atmosphäre sehr gering.

Die Besucher der Ausstellung empfängt eine imposante Bilderprojektion mit bewegten Motiven, wobei sich die Slideshow im Minutentakt ändert und eine Auswahl an Bildern aus verschiedenen Jahrzehnten vorgestellt wird.

Im Untergeschoss der Galerie bekommt man auch einen Einblick in die Arbeit von Fortepan. Gründer Miklós Tamási und Àkos Szepessy starteten 2010 ihr professionell organisiertes Online-Fotoarchiv, das bereits 110.000 Bilder hütet. Den Namen Forte wählte die Firma als Anspielung auf die Fabrik Forte und deren einst für Amateurfotografen produzierten populären Negativfilmen.

Die Ausstellung zeigt in 200 Bildern die Stationen des menschlichen Lebens von der Kindheit über die Jugend bis hin zum Alter. Schaut man ganz genau hin, erkennt man auch die Zeichen der Geschichte – berichtet der Kurator. Darüber hinaus werden in weiteren 150 Fotografien 16 Geschichten vermittelt, wobei die Bilder zusammen mit passenden Privatgegenständen installiert wurden.

Der ungarische Holocaust ist ein weißer Fleck in der nationalen Fotogeschichte. Es existieren nach aktuellem Wissen etwa 24 Bilder, die mit Berichten zur Deportation in Zusammenhang gebracht werden können. Vom Leben im Budapester Ghetto gibt es gar keine Fotografien. An diesen Mangel wird auf einer gesonderten Installation erinnert.

Der letzte Abschnitt der Ausstellung befasst sich mit dem im Zweiten Weltkrieg zerstörten Budapest. Die Unterschiede zwischen den beschädigten Gebäuden und dem heutigen Zustand werden mit vergleichenden Bildern vom Objekt gezeigt. Zum Schluss folgt eine imaginäre Straße der Hauptstadt, die mit Hilfe von Fotos aus verschiedenen Epochen zum Leben erweckt wird. Die Ausstellung kann bis zum 25.8.2019 besichtigt werden.

Weitere Informationen unter https://en.mng.hu/exhibitions/every-past-is-my-past/